Im Markt für Ladeinfrastruktur herrscht zunehmender Wettbewerb. Viele Charge Point Operators (CPOs) kämpfen darum, sich zu differenzieren und Kunden langfristig zu binden. Doch was genau macht ein erfolgreiches Ladeangebot aus? Wie schaffen es Anbieter, durch ein klares Alleinstellungsmerkmal aus der Masse herauszustechen und echten Mehrwert für ihre Kunden zu schaffen?
In dieser Episode von Hinter den Kulissen geben die beiden Gründer, Dr. Andreas Pfeiffer und Sebastian Jagsch, Einblicke in die Frage der Differenzierung. Mit über einem Jahrzehnt Erfahrung in der Ladeinfrastruktur beraten sie Betreiber gezielt bei der Positionierung im Markt. Für greenventors steht fest: Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einem fokussierten Set an Markenwerten, die sowohl klar als auch konsequent vertreten werden.
Dr. Pfeiffer, im Markt für Ladeinfrastruktur herrscht intensiver Wettbewerb, und viele Anbieter suchen nach ihrem Alleinstellungsmerkmal. Aus Ihrer Erfahrung heraus – was sind die wichtigsten Fragen, die ein Betreiber beantworten sollte, um seine Position im Markt zu klären und klar von anderen Anbietern abzuheben?
Dr. Andreas Pfeiffer: Eine der ersten und vielleicht wichtigsten Fragen, die wir Betreibern stellen, lautet: Was unterscheidet Ihr Angebot grundlegend von anderen Anbietern auf dem Markt, und welche Alleinstellungsmerkmale machen Sie zur bevorzugten Wahl für Ihre Kernkunden? Oft fällt es schwer, eine klare Antwort darauf zu formulieren. In unserer Beratung bei greenventors arbeiten wir gemeinsam mit dem Kunden daran, ein prägnantes Profil zu entwickeln, das eine langfristige Differenzierung sichert. Ob durch Standortwahl, technische Optimierungen oder strategische Partnerschaften – wir begleiten unsere Kunden durch den gesamten Prozess und schaffen so eine kohärente Identität.
Ein fokussiertes Set an Werten und klaren Alleinstellungsmerkmalen macht den Unterschied. Bei greenventors helfen wir Betreibern, ein prägnantes Profil zu entwickeln, das ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit sichert. - Dr. Andreas Pfeiffer
Eine spannende Herausforderung. Herr Jagsch, warum tun sich viele CPOs Ihrer Meinung nach so schwer mit einer klaren Differenzierung?
Sebastian Jagsch: Das liegt oft daran, dass viele Anbieter ihre Ladeinfrastruktur nur als reine Dienstleistung betrachten und dabei die Kundenbedürfnisse vernachlässigen. Eine überzeugende Differenzierung bedeutet, den Mehrwert aus Sicht der Kunden zu verstehen und diesen gezielt zu betonen. Viele CPOs sehen das Laden nur als praktischen Vorgang, dabei geht es um das gesamte Nutzererlebnis. Bei greenventors unterstützen wir die Betreiber dabei, ihre Kundenperspektive zu schärfen und in die Strategie einfließen zu lassen.
Dr. Pfeiffer, was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Strategien, um sich in diesem Markt zu differenzieren und für die Kundenbindung zu sorgen?
Dr. Andreas Pfeiffer: Ein entscheidender Ansatz ist die Verbesserung des Ladeerlebnisses. Geschwindigkeit, Nutzerfreundlichkeit und vor allem die Zuverlässigkeit der Infrastruktur spielen hier eine große Rolle. Tesla etwa hat mit seiner Supercharger-Infrastruktur Maßstäbe gesetzt: Sie bieten ein schnelles und problemloses Ladeerlebnis und setzen auf eine flexible Preisgestaltung. Solche Faktoren schaffen eine klare Wahrnehmung der Marke und machen das Ladeerlebnis zum Kern des Angebots.
Sebastian Jagsch: CITYWATT legt ebenfalls großen Wert auf die Verfügbarkeit ihrer Infrastruktur. An ihren Ladeparks stehen Kunden immer mindestens zehn Ladepunkte zur Verfügung – eine Anzahl, die den Marktbedarf bewusst übersteigt, um Engpässe zu vermeiden. Indem sie regelmäßig gewartet wird und ausreichend Ladepunkte bereitstehen, minimiert CITYWATT Wartezeiten auch bei hoher Auslastung des Ladeparks und bietet den Nutzern ein reibungsloses Erlebnis. Dies zeigt, wie bedeutend Verfügbarkeit für die Wahrnehmung der Marke sind – sie schaffen Vertrauen und binden die Kunden langfristig.
Viele CPOs sehen das Laden nur als praktischen Vorgang, aber es geht um das gesamte Nutzererlebnis. Eine überzeugende Differenzierung bedeutet, den Mehrwert aus Sicht der Kunden zu verstehen und diesen gezielt herauszustellen. - Sebastian Jagsch
Dr. Pfeiffer, Sie haben flexible Preisgestaltung als möglichen Wert angesprochen. Gibt es hier weitere Beispiele, die in der Differenzierung inspirieren könnten?
Dr. Andreas Pfeiffer: Absolut. Dynamische Preise und Treueprogramme haben sich zu wichtigen Instrumenten zur Kundenbindung entwickelt. Aral pulse etwa bietet mit dem PAYBACK-Programm eine Möglichkeit, Kunden durch Anreize stärker zu binden. Das Beispiel zeigt, wie durch Zusatzangebote eine Beziehung zur Marke aufgebaut werden kann, die über die reine Ladeleistung hinausgeht.
Sebastian Jagsch: Gleichzeitig geht es nicht nur um das punktuelle Angebot, sondern um die beständige Qualität vor allem im direkten Kundenkontakt. Ionity beispielsweise legt viel Wert auf transparenten Kundenservice. Wenn einmal etwas an der Station nicht funktioniert, wissen die Kunden, dass ihnen schnell und unkompliziert geholfen wird – ein wesentlicher Faktor, wenn man sich von anderen abheben möchte.
Partnerschaften spielen bei der Differenzierung ebenfalls eine wichtige Rolle. Herr Jagsch, können Sie ein Beispiel nennen?
Sebastian Jagsch: EWE etwa arbeitet mit McDonald's zusammen und bietet Ladestationen an den Restaurants an. So können Kunden die Wartezeit für einen Snack nutzen, was den Ladeprozess nahtlos in den Alltag integriert. Solche Partnerschaften sind eine effektive Möglichkeit, das Kundenerlebnis zu verbessern und gleichzeitig die Sichtbarkeit der Marke im Alltag zu steigern.
Dr. Pfeiffer, wie sieht es mit der strategischen Positionierung von Ladeparks aus?
Dr. Andreas Pfeiffer: Allego hat hier eine durchdachte Strategie mit einer ausgefeilter Netzplanung. Mit großen Ladeparks entlang der Hauptverkehrsachsen in Europa bieten sie auch zu Stoßzeiten schnelle Lademöglichkeiten. Kunden wissen, dass sie auf wichtigen Strecken immer Zugang zu einer leistungsfähigen Ladestation haben – und das stärkt die Wahrnehmung von Allego als verlässlichen Partner für Langstreckenfahrer.
Welche Rolle spielt die Wartung und Zuverlässigkeit der Ladeinfrastruktur?
Dr. Andreas Pfeiffer: Eine große. Predictive Maintenance, also vorausschauende Wartung, ist hier ein wichtiges Thema. Anbieter wie E.ON setzen auf KI-gestützte Systeme, die potenzielle Ausfälle frühzeitig erkennen und beheben können. Damit wird eine hohe Verfügbarkeit sichergestellt, und das Vertrauen der Kunden in die Marke wird gestärkt.
Sebastian Jagsch: Genau, Verlässlichkeit sorgt für Vertrauen und ist entscheidend für die langfristige Kundenbindung. Konsistent gute Erlebnisse und eine funktionierende Infrastruktur sind die Basis, auf der sich ein positives Markenbild aufbaut.
Predictive Maintenance stellen eine hohe Verfügbarkeit sicher und stärken so das Vertrauen der Kunden in die Marke. - Dr. Andreas Pfeiffer
Nachhaltigkeit ist ein weiterer wichtiger Faktor. Wie wird dies zur Differenzierung genutzt?
Dr. Andreas Pfeiffer: Für viele Kunden ist Nachhaltigkeit mittlerweile ein entscheidendes Kriterium. Pfalzwerke beispielsweise betreiben ihre Stationen mit 100 % erneuerbarer Energie, sind selbst Erzeuger aus erneuerbaren Energien und kommunizieren dies transparent. Diese Klarheit über die Umweltbilanz stärkt das Vertrauen und spricht gezielt umweltbewusste Kunden an.
Zum Abschluss, Dr. Pfeiffer und Herr Jagsch, was sind Ihre wichtigsten Ratschläge für CPOs, die ihre Marktposition stärken wollen?
Dr. Andreas Pfeiffer: Der Schlüssel liegt in einem klar definierten, kundenorientierten Konzept. Von der Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Ladepunkte über die Preisgestaltung bis hin zu Partnerschaften und nachhaltigen Energiekonzepten – CPOs sollten in allen Bereichen auf die Kundenbedürfnisse eingehen und diese im Markenbild verankern
Sebastian Jagsch: Ich stimme zu. Die beste Differenzierung gelingt durch ein tiefes Verständnis der Zielgruppe und eine klare Werteausrichtung. Kunden brauchen eine Infrastruktur, die zuverlässig, komfortabel und nachhaltig ist. Wer dies konsequent umsetzt, wird sich langfristig behaupten.
Die beste Differenzierung gelingt durch ein tiefes Verständnis der Zielgruppe und eine klare Werteausrichtung. Kunden brauchen eine Infrastruktur, die zuverlässig, komfortabel und nachhaltig ist – wer dies konsequent umsetzt, wird sich langfristig behaupten. - Sebastian Jagsch
Vielen Dank für diese klaren Einsichten! Die Zukunft gehört den CPOs, die kontinuierlich an ihrer Einzigartigkeit arbeiten und das Vertrauen ihrer Kunden gewinnen. Das war eine spannende Episode von Hinter den Kulissen bei greenventors. Herzlichen Dank, Dr. Pfeiffer und Herr Jagsch, und bis zum nächsten Mal!“