Die Elektromobilitätsbranche, geprägt von jungen Unternehmen und jungen Geschäftseinheiten innerhalb etablierter Firmen, steht vor einzigartigen Herausforderungen. Diese dynamischen Unternehmen befinden sich oft an einem kritischen Punkt, an dem Skalierung und Effizienzsteigerung entscheidend für den Erfolg sind. Automatisierung und strategische IT-Planung spielen eine Schlüsselrolle in diesem Wachstumsprozess. Dieses Interview beleuchtet, wie speziell in dieser jungen und innovativen Branche durch den Einsatz gezielter IT-Strategien eine nachhaltige Entwicklung gefördert wird.
Heute freuen wir uns besonders, Marcus Vengels, Geschäftsführer der Mediaan Deutschland GmbH, und Dr. Andreas Pfeiffer, CEO und Gründer der greenventors GmbH, bei uns zu haben. Beide bringen wertvolle Erfahrungen und Perspektiven mit, wenn es um die Skalierung von Geschäftsmodellen und Automatisierung in der Elektromobilität geht. Sie werden uns Einblicke geben, wie IT-Strategien nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch das Wachstum fördern können. Freuen Sie sich auf ein spannendes Gespräch darüber, wie durch gezielte IT-Planung nicht nur Effizienz gesteigert, sondern auch nachhaltiges Wachstum ermöglicht werden kann.
Beginnen wir mit den spezifischen Herausforderungen, denen sich junge Einheiten in der Elektromobilität beim Skalieren stellen müssen.
Dr. Andreas Pfeiffer: Ja, die Elektromobilität ist ein Bereich, der durch schnelles Wachstum und fortlaufende Innovationen gekennzeichnet ist. Unternehmen müssen von einer manuellen, fast handwerklichen Anfangsphase in ein Stadium übergehen, in dem Automatisierung und effiziente Prozesse entscheidend sind. Anfangs sind viele Systeme notdürftig zusammengestellt, um überhaupt starten zu können. Die Herausforderung besteht darin, diese provisorischen Lösungen in strategische, skalierbare Systeme zu überführen.
Wie bewältigen Unternehmen aus der Elektromobilität die steigende Nachfrage nach schneller und effizienter Servicebereitstellung?
Marcus Vengels: In einem Markt, der sich schnell entwickelt und in dem die Kunden hohe Erwartungen an die Technologie haben, ist die Automatisierung von Geschäftsprozessen unerlässlich. Dies bezieht sich nicht nur auf die internen Abläufe, sondern auch auf die Kundenerfahrung – von der Rechnungsstellung bis zum Kundenservice. Die IT spielt dabei eine zentrale Rolle, um die Geschwindigkeit und die Qualität der Dienstleistungen kontinuierlich zu verbessern.
Wie entwickelt sich konkret das Geschäftsmodell eines CPO (Charge Point Operator) und warum ist ein tiefes Verständnis dessen so wichtig?
Marcus Vengels: Das Geschäftsmodell eines CPO ist komplex, da es nicht nur die Installation und Wartung von Ladestationen umfasst, sondern auch – im ersten Schritt – das Management der B2B-Kundenbeziehungen und B2B-Abrechnungsdienste mit Emoblity Service Providern. Ein tiefes Verständnis dieses (Roaming)-Modells ist entscheidend, weil es ermöglicht, Prozesse zu identifizieren, die automatisiert werden können, um Effizienz und letztendlich auch der B2C-Nutzerzufriedenheit zu steigern. Dies beinhaltet das Verständnis für die Dynamik zwischen schneller Ladetechnologie, Kundenerwartungen, Abrechnungssystemen und Nachhaltigkeit. Die Weiterentwicklung dieses Geschäftsmodells muss zukünftige Technologien und Marktbedürfnisse antizipieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein gutes Beispiel sind hier die europäischen AFIR-Anforderungen die seit Anfang 2024 gelten und erhebliche Anforderungen auch in den Bereich der B2C-Nutzererfahrung aus Sicht eines CPOs rücken, der klassischerweise eher einen B2B-Fokus hat.
Welche strategischen Überlegungen sind für die Stabilisierung und Weiterentwicklung der Unternehmung und des zugrundeliegenden Geschäftsmodells in der Elektromobilität wichtig?
Dr. Andreas Pfeiffer: Die Stabilisierung und Weiterentwicklung des Geschäftsmodells erfordert eine tiefgreifende Analyse u.a. auch der bestehenden Prozesse. Grundlage sollte hier eine klare Vision für die Zukunft sein. Unternehmen müssen innovative Ansätze verfolgen, die nicht nur aktuelle, sondern auch zukünftige Marktanforderungen adressieren. Dies beinhaltet die Anpassung an technologische Entwicklungen und das Antizipieren von Kundenbedürfnissen, die sich rapide ändern können. Eine strategische Neuausrichtung ist entscheidend, um zu bestimmen, welche Prozesse und IT-Systeme entwickelt oder optimiert werden müssen, um das Unternehmenswachstum effektiv zu unterstützen.
Wie wird Automatisierung zur Lösung dieser Herausforderungen eingesetzt?
Marcus Vengels: Automatisierung spielt eine zentrale Rolle bei der Steigerung der Effizienz und der Optimierung von Kundeninteraktionen. Durch den Einsatz moderner IT-Systeme können Prozesse wie Rechnungsstellung, Kundenmanagement und sogar Fehlerbehebung automatisiert und mit AI unterstützt werden, was nicht nur Kosten reduziert, sondern auch die Servicequalität verbessert. Beispielsweise können automatisierte Ladestationen und intelligente Abrechnungssysteme dazu beitragen, die Benutzererfahrung zu verbessern und operative Effizienz zu gewährleisten.
Können Sie ein konkretes Beispiel für IT-Automatisierung in diesem Sektor geben?
Marcus Vengels: Ein gutes Beispiel ist die Automatisierung des Rechnungsprozesses. Gerade bei multinationalen Unternehmen in der Elektromobilität, die in mehreren Ländern operieren, kann die Automatisierung der Fakturierung die Effizienz erheblich steigern und gleichzeitig die Fehlerquote reduzieren. Automatisierte Systeme für das Debitorenmanagement sind hierbei essenziell. Zum Beispiel könnte ein Unternehmen in der Elektromobilität ein IT-gestütztes System nutzen, das automatisch Rechnungen generiert, prüft und versendet, sobald Transaktionen an Ladestationen abgeschlossen sind.
Könnten Sie kurz die Herausforderungen beschreiben, die Unternehmen bei der Skalierung ihrer IT-Prozesse oft begegnen?
Marcus Vengels: Natürlich. Wie geschildert starten viele Unternehmen starten mit sehr manuellen Prozessen und einer Art "Flickwerk" in ihrer IT-Struktur. Dies führt zu einer anfänglichen Abhängigkeit von zusammengeschusterten Applikationen oder externen Plattformbetreibern. Der Wechsel von diesem Ist-Zustand zu einer effizienteren Soll-Struktur ist nicht nur wünschenswert, sondern oft notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Und wie lange kann dieser Übergang dauern?
Marcus Vengels: Der Übergang kann oft bis zu einem Jahr oder länger dauern. Deshalb ist es wichtig, auch im Ist-Zustand Optimierungen vorzunehmen. Diese Verbesserungen helfen, die Effizienz zu steigern und die Kostenstruktur zu verbessern, selbst während der Planung und Umsetzung größerer strategischer Veränderungen.
Können Sie uns villeicht auch hier ein Beispiel geben, wie Optimierungen im Ist-Zustand aussehen können?
Marcus Vengels: Sicher. Nehmen wir das Beispiel der Automatisierung von Geschäftsprozessen wie der Rechnungsprüfung. Viele Unternehmen führen diese manuell durch, was zeitaufwendig und fehleranfällig ist. Durch die Automatisierung solcher Prozesse können sie Zeit sparen und Fehler reduzieren, was sofortige Kosteneinsparungen und eine bessere Customer Experience ermöglicht.
Was sind die typischen ersten Schritte, wenn ein Unternehmen beschließt, seine IT-Struktur zu stabilisieren und zu optimieren?
Marcus Vengels: Der erste Schritt ist oft eine Art SWOT- oder Painpoint-Analyse, um die größten Herausforderungen und Chancen zu identifizieren. Auf dieser Basis wird dann eine IT-Strategie entwickelt, die sowohl kurzfristige Verbesserungen als auch langfristige Umstellungen umfasst. Es ist auch wichtig, die bestehenden Systeme und Prozesse genau zu verstehen und zu bewerten, welche am dringendsten einer Optimierung bedürfen.
Und wie kann man sicherstellen, dass während dieses Übergangs die bestehenden Systeme stabil bleiben?
Marcus Vengels: Das ist eine große Herausforderung. Es geht darum, das „Lights On“ zu halten, während man an der Zukunft baut. Oft wird eine Dual-Strategie verfolgt, bei der das bestehende System so lange wie nötig unterstützt und parallel dazu das neue System entwickelt wird. Dies erfordert sorgfältige Planung und oft die Einrichtung von Interimsprozessen, die sicherstellen, dass das Tagesgeschäft weiterhin effizient läuft.
Wir sprachen zu Beginn über die Herausforderungen in der Elektromobilitätsbranche. Könnten Sie erläutern, warum Unternehmen in dieser Branche überlegen, von bestehenden IT-Lösungen abzuweichen bzw. diese auszutauschen?
Dr. Andreas Pfeiffer: In der Elektromobilitätsbranche stehen Unternehmen oft vor der Entscheidung, ob sie bestehende IT-Lösungen weiterverwenden oder eigene Lösungen entwickeln sollen. Diese Entscheidungspunkte entstehen typischerweise, wenn die vorhandenen Systeme nicht mehr den wachsenden Anforderungen des Marktes entsprechen oder wenn sie nicht flexibel genug sind, um mit den schnellen technologischen Entwicklungen und veränderten Kundenbedürfnissen Schritt zu halten.
Marcus Vengels: Ein wesentlicher Pain Point, der Unternehmen dazu bringt, über eine Abkehr von bestehenden Lösungen nachzudenken, ist die Einschränkung durch veraltete Technologien, die nicht mehr effektiv skaliert oder angepasst werden können. Beispielsweise kann ein Unternehmen feststellen, dass seine aktuelle Softwarearchitektur die Integration neuer Zahlungsmethoden wie Ad-hoc-Zahlungen oder die Nutzung von OCPP-Brokern zur Verwaltung verschiedener Ladestationstypen nicht unterstützt.
Dr. Andreas Pfeiffer: Außerdem erfordern Änderungen in gesetzlichen Rahmenbedingungen oder neue Sicherheitsanforderungen oft eine Überarbeitung der IT-Systeme, die mit älteren Lösungen nicht immer möglich ist. Wenn solche Systeme zu einer Barriere für Innovation oder Effizienzsteigerung werden, müssen Unternehmen abwägen, ob der Kauf oder die Entwicklung einer neuen Lösung langfristig wirtschaftlicher ist.
Marcus Vengels: Gemeinsam helfen Mediaan und greenventors Unternehmen, solche kritischen Entscheidungen zu treffen, indem sie nicht nur die technischen Aspekte, sondern auch die strategischen und kommerziellen Auswirkungen jeder Option analysieren. Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass unsere Kunden eine IT-Strategie verfolgen, die ihre Fähigkeit, schnell auf Marktanforderungen zu reagieren, maximiert und sie gleichzeitig in die Lage versetzt, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Warum haben sich greenventors und Mediaan entschlossen, ihre Kräfte zu bündeln, um Kunden in der Elektromobilität zu unterstützen?
Dr. Andreas Pfeiffer: Die Partnerschaft zwischen Mediaan und greenventors entstand aus einer Erkenntnis, die uns bei einem gemeinsamen Business-Lunch kam: Die Kombination unserer jeweiligen Stärken bietet unseren Kunden den größtmöglichen Nutzen. Mediaan bringt tiefgreifendes technologisches Verständnis und Erfahrung in der Softwareentwicklung und den Betrieb komplexer IT-Systemlandschaften ein, während greenventors spezifisches Wissen über die Elektromobilitätsbranche und ihre besonderen Herausforderungen bietet. Gemeinsam können sie eine umfassende Palette an Beratungsdienstleistungen anbieten, die darauf ausgerichtet sind, praktikable und innovative Lösungen zu entwickeln, die den speziellen Anforderungen dieses schnelllebigen Sektors gerecht werden.
Interviewer: Warum ist aus Ihrer Sicht eine strategische IT-Planung entscheidend für den Erfolg in der Elektromobilität?
Marcus Vengels: Strategische IT-Planung ermöglicht es Unternehmen, ihre Technologieinfrastruktur so zu gestalten, dass sie mit dem schnellen Wachstum des Marktes Schritt halten kann. Dies umfasst die Auswahl der richtigen Technologien, die Skalierung von Systemen und die Sicherstellung, dass diese Systeme sicher und zuverlässig sind. Erfahrene Berater wie Mediaan und greenventors, die sowohl Branchenkenntnisse als auch technologisches Know-how mitbringen, sind entscheidend, um diese komplexen Anforderungen zu meistern.
Wie sieht eine effektive strategische Planung in einem so dynamischen Umfeld aus?
Marcus Vengels: Strategische Planung in der Elektromobilität muss flexibel und vorausschauend sein. Unternehmen müssen entscheiden, ob sie neue Plattformen selbst entwickeln oder bestehende Lösungen anpassen. Das beinhaltet eine gründliche IT-Strategie, die darauf abzielt, die Architektur und die IT-Governance so zu gestalten, dass sie das schnelle Wachstum und die spezifischen Anforderungen des Elektromobilitätsmarktes unterstützen können.
In welcher Weise unterstützen Sie Unternehmen beim Umgang mit technologischen Herausforderungen in der Elektromobilität?
Marcus Vengels: Als handlungsorientierte Berater können wir als Biokatalysator eine zentrale Rolle bei der Identifizierung und Implementierung von Schlüsseltechnologien, die speziell für die Elektromobilität entwickelt wurden. So helfen wir eine schnelle Anpassung an Marktveränderungen durch ihr tiefes Verständnis für agiles Projektmanagement und fortschrittliche Softwareentwicklungspraktiken. Darüber hinaus können sie wertvolle Einblicke in die Risikobewertung und das Stakeholder-Management geben, was für Unternehmen in diesem Sektor besonders wichtig ist.
Wie entscheidend ist die Kundenerfahrung für den Erfolg in der Elektromobilität?
Dr. Andreas Pfeiffer: Sie ist kritisch und wichtig. Die Automatisierung der Kundeninteraktionen, etwa bei Problemen mit Ladestationen, spart nicht nur Kosten, sondern verbessert auch die Kundenzufriedenheit. In einem so technologiegetriebenen Sektor wie der Elektromobilität ist es entscheidend, dass die IT-Systeme die Kundenerwartungen nicht nur erfüllen, sondern übertreffen.
Wie unterstützen Sie Ihre Kunden bei der Implementierung von AI Ops im Bereich Elektromobilität?
Marcus Vengels: Wir sehen aktuell AI Ops als einen wichtigen Stabiliserungs- und Wachstumstreiber. Daher begleiten wir unsere Kunden, maßgeschneiderte AI-Lösungen zu entwickeln, die die Effizienz und Zuverlässigkeit ihrer Ladeinfrastrukturen steigern. Ein zentrales Element ist die prädiktive Wartung durch AI, die hilft, Betriebsunterbrechungen zu minimieren und die Betriebskosten zu senken. Das ist ein konkretes Beispiel dafür, wie AI Ops als Innovationsbereich in der Elektromobilität wirksam eingesetzt wird.
Können Sie ein spezifisches Beispiel geben AI-gestützte die Betriebs- und Verfügbarkeitsoptimierung von Ladeinfrastruktur unterstützen?
Marcus Vengels: Ein konkretes Beispiel ist die Nutzung unseres AI-gestützten Systems zur Fehlererkennung und -diagnose bei Ladestationen. Durch die Integration verschiedener Datenquellen, wie Betriebsdaten der Ladestationen und Kundenservice-Logs, können wir mit AI Muster erkennen, die auf potenzielle Probleme hinweisen könnten. Diese proaktive Herangehensweise hilft uns, Ausfallzeiten zu minimieren und die allgemeine Zuverlässigkeit des Ladesystems zu verbessern, indem Probleme behoben werden, bevor sie zu Unterbrechungen führen.
Was sehen Sie als Zukunft von AI Ops in der Elektromobilitätsbranche?
Dr. Andreas Pfeiffer: Die Zukunft von AI Ops in der Elektromobilität ist vielversprechend. Wir erwarten, dass die Technologie weiterhin an Bedeutung gewinnen wird, insbesondere bei der vorhersehbaren deutlichen Skalierung von Ladeinfrastrukturnetzen. AI wird nicht nur zur Steigerung der Effizienz beitragen, sondern auch dazu, die Kundenerfahrung durch schnellere und zuverlässigere Dienstleistungen zu verbessern.
Für junge Unternehmenseinheiten in der Elektromobilität ist es entscheidend, dass sie ihre Geschäftsmodelle durch strategische IT-Planung und fortschrittliche Automatisierungstechniken zukunftssicher machen.
Strategische IT-Planung und Automatisierung sind entscheidend, um nicht nur mit dem Markttempo Schritt zu halten, sondern auch, um in einem wettbewerbsintensiven Umfeld erfolgreich zu sein. Gemeinsam unterstützen Mediaan und greenventors Unternehmen in der Elektromobilitätsbranche dabei, durch gezielte IT-Strategien und innovative Automatisierungslösungen ihre Geschäftsmodelle zu stabilisieren und zu skalieren.